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WEICHSELBAUM-SYSTEM
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Welche Kernprinzipien bilden die Grundlage für das System?AUTORITÄT Die Autorität liegt in der Vereinbarung. ÖKONOMIE DER ZEITORIENTIERUNG Von „Economy of Scale“ Massenproduktion, Losgrößen, Produktionsplanung, Auslastung, Mindestbestand, Serie, Rüstzeit; Zu „Zeitorientierung“: Tagesportion, fixe Durchlaufzeiten, Rhythmus, Termintreue, fixer Liefertermin, Takt und Inzidenz. UNTERNEHMERTUM Ein Unternehmen besteht aus vernetzten internen und externen Unternehmen. KONSTRUKTIVISMUS Unterschiedliche Denkmuster sind eine Chance und kein Problem.
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Was ist das Weichselbaum-System?Das Weichselbaum-System ist eine ganzheitliche Alternative zur klassischen (tayloristischen) Betriebswirtschaft. Der alternative Grundgedanke ist: Die Qualität der Begegnungen ist der eigentliche Dreh- und Angelpunkt zur Steigerung der menschlichen und betrieblichen Wertschöpfung. Mit dem Weichselbaum-System werden die aktuellen Fragestellungen zu Hierarchie, Führungskräften und Management, Anpassungsfähigkeit, Innovation, Prozesse, Netzwerkbildung, Kultur, Selbstorganisation, Budgetieren, Controlling usw. beantwortet.
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Welchen Ursprung hat das Weichselbaum-System?In den 80er Jahren wurde das Weichselbaum-System beim österreichischen Büromöbelhersteller Bene von Ernst Weichselbaum entwickelt. Dadurch wurde Bene bereits 1982 Pionier der flexiblen Arbeitszeit und Vorreiter bei der Entwicklung und beim Betrieb des Konzeptes der „Fraktalen-Organisation“. Auch mit seinem partizipativen, ergebnisorientierten Entlohnungsmodell setzte Bene Maßstäbe. Das Modell war so erfolgreich, dass Daniel T. Jones und Ricardo Semler, zwei bekannte Pioniere zeitgemäßer Unternehmensführung, Bene besuchten, um ihre Arbeit mit den Ergebnissen von Ernst Weichselbaum zu vergleichen. Bis heute sind über 120 Firmen nach den Prinzipien des Weichselbaum-Systems organisiert.
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Kernprinzip AutoritätAUTORITÄT Autorität ist keine Eigenschaft von Personen, sondern wird durch Interaktion von zwei oder mehr Personen erzeugt. Die Autorität liegt in der Vereinbarung. Im Weichselbaum-System haben Vereinbarungen (Nahtstellenvereinbarungen) die höchste Autorität. Sie bilden die Grundlage für die Zusammenarbeit im Unternehmen und sind somit der primäre Ort von Organisation. Weder Prozessverantwortliche noch Führungskräfte steuern das Tagesgeschäft innerhalb und zwischen Abteilungen (Teams). Die Autorität der Vereinbarungen macht aus der Summe der Abteilungen ein internes Kunden-Lieferantennetzwerk mit hoher Begegnungsqualität. Die Verlagerung der Autorität von einer Person auf eine Vereinbarung macht die Kraftausübung der Führungskräfte überflüssig. Wir unterscheiden daher Führungsleistung von Führungskraft. Es heißt nicht Kraft ausüben, sondern Leistung erbringen. Jeder kann Führungsleistung erbringen und Verantwortung geht somit über den exklusiven Zirkel der Führungs“kräfte“ hinaus.
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Kernprinzip Ökonomie der ZeitorientierungÖKONOMIE DER ZEITORIENTIERUNG bzw. ECONOMY OF TIME-ORIENTATION Die Zeitorientierung umfasst alternative Leitgedanken zu der klassischen „Economy of Scale“ und bietet zum Beispiel im Bereich der Kundenorientierung, Vernetzung und Digitalisierung wesentliche Vorteile. „Economy of Scale“ fokussiert Massenproduktion, Losgrößen, Produktionsplanung, Auslastung, Mindestbestand, Serie, Rüstzeit usw. Man versucht also, die Produktion im eigenen Unternehmen zu optimieren, die Bedürfnisse der Kunden werden aber außer Acht gelassen. Die Bedeutung von Skaleneffekten nimmt aber mit steigender Veränderungsdynamik und steigender Kundenorientierung enorm ab. Die Einbeziehung der Kundenwünsche erhöht die Variantenvielfalt und senkt damit die Losgrößen. Die heute herrschende Veränderungsdynamik bewirkt, dass auf Lager produzierte Ware schnell veraltet und nicht mehr dem Markt entspricht. Die Ökonomie der Zeitorientierung hat andere Leitgedanken. Sie konzentriert sich auf die Tagesportion, den Rhythmus, Termintreue, fixe Liefertermine, Takt, Inzidenz und fixe Durchlaufzeiten. Im Weichselbaum-System ist die Zeitorientierung zentral. Der Nutzen für Unternehmen ist zum Beispiel, dass sie ihre kundenspezifischen Leistungen (eine Dienstleitung oder ein Produkt) unvorstellbar schnell zum fixen Liefertermin anbieten können. Zum Beispiel mussten Kunden von Palfinger durchschnittlich 9 Monate auf ihren Ladekran warten. Seit dem gemeinsamen Projekt 1995 werden die kundenspezifischen Ladekräne in garantiert 15 Werktagen fertiggestellt. Wie ist das möglich? Das Weichselbaum-System sieht vor, dass die Produktionsdauer für jeden Kundenauftrag immer exakt gleich lang ist. Die Durchlaufzeit ist somit immer fix und für jeden/jede Beteiligte im Prozess zu jedem Zeitpunkt klar. Rückfragen und aufwendiges Disponieren werden vollkommen überflüssig und die Abwicklung eines Auftrages wird wesentlich vereinfacht. Die Möglichkeiten der Digitalisierung steigen damit stark. Auch die Produktionsplanung bzw. Kundenpriorisierung wird im Weichselbaum-System eingespart, da auch die Lieferzeit unabhängig von der Kapazität immer fix ist. KundInnen (BtoB und BtoC) wissen aufgrund der fixen Lieferzeit immer an welchem Tag das gekaufte Produkt geliefert wird. Dieser Aspekt vereinfacht die Vernetzung von Lieferketten wesentlich. Dadurch hat die Ökonomie der Zeitorientierung auch die Bereiche Controlling, Einkauf und Preiskalkulation eine bedeutende Auswirkung.
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Kernprinzip UnternehmertumUNTERNEHMERTUM Ist ein Unternehmen der Inhalt von Besitzgrenzen, wie es über Bilanzen und an den Börsen dargestellt wird? ODER ist ein Unternehmen all das, was sich bewegt, wenn ein Kunde oder eine Kundin einen Auftrag unterschreibt? Die zweite Sichtweise führt zur Stärkung von Netzwerken, die über die Firmengrenzen hinausgehen. Dieses Muster kann auch innerhalb der Firma angewandt werden. Ein Unternehmen besteht aus vernetzten internen und externen Unternehmen. Jede Abteilung ist eine unternehmerische Einheit, mit internen und externen LieferantInnen und KundInnen. Es stellt zwischen Abteilungen eine gleichgestellte Beziehung her und hilft somit Silos aufzubrechen. Wie bei externen Kunden und Lieferanten benötigt es auch intern einen Vertrag bzw. eine Vereinbarung (siehe Kernmuster 1 AUTORITÄT) zwischen Kunde und Lieferant. Diese, meist schriftlichen, Vereinbarungen ermöglichen, dass jede Abteilung selbstorganisiert arbeiten kann. Die Vereinbarung beinhaltet die wichtigsten Faktoren (Zeit, Zustand, Art der Fertigstellung, ect.). Nicht aber, wie diese Faktoren erreicht werden müssen. Daher hat jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter so die Möglichkeit in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich ihr Unternehmertum auszuleben. Unternehmertum heißt, mit geringstem Aufwand die vereinbarte Leistung zu erzielen. Der von der jeweiligen unternehmerischen Einheit erzeugte Produktivitätsfortschritt wird zwischen der Einheit und dem Unternehmen aufgeteilt. Fragen zu Arbeitszeiten, Urlaubsplanung, Recruiting, Weiterbildung, Investitionen, usw. werden in der unternehmerischen Einheit entschieden. Fehlt für eine Entscheidung bestimmtes Wissen oder Erfahrung entscheidet die unternehmerische Einheit, ob sie Beratung zukaufen oder sich das Wissen zum Beispiel durch Kurse selbst aneignen will. Die Entscheidung wird auf das Wirtschaftlichere fallen.
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Kernprinzip KonstruktivismusKONSTRUKTIVISMUS Wenn man die Welt nur aus einer Richtung wahrnimmt und das Wahrgenommene für die einzig richtige Wahrheit hält, so hält man alle anderen Sichtweisen für falsch. Der Konstruktivismus schafft hier eine Wende. Er erklärt, warum es die richtige Wahrheit nicht gibt, und bietet eine Grundlage für Begegnungsqualität. Der Konstruktivismus beschreibt den Prozess, wie menschliche Erkenntnisse und Wissen entstehen. Die Sinnesorgane scannen die Umwelt und senden entsprechende Impulse an das Gehirn. Erst das Gehirn konstruiert daraus - unter Verwendung von individuellen Erfahrungen und Mustern – das wahrgenommene Bild. Somit sieht jeder Mensch die gleiche Realität in unterschiedlichen und individuellen Bildern. Wie erzeugt diese Erkenntnis nun Begegnungsqualität? Bei jeder Begegnung kann ich mich entscheiden, ob ich auf das Durchsetzen meiner Ansichten fokussiere, oder es ist mir bewusst, dass es zu meiner Wahrheit viele Alternativen gibt. So könnte ich das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Ansichten als Erweiterung meiner Ansichten und Quelle für Innovation betrachten. Wir finden diesen zweiten Weg als menschlicher und zukunftsträchtiger. Im Weichselbaum-Systems werden Aspekte des Konstruktivismus in die Praxis umgesetzt. Zum Beispiel verändert die Nahtstellenvereinbarung die Begegnungsqualität von Abteilungen. Wir sprechen hier bewusst von einer Nahtstelle und nicht der Schnittstelle, denn geht es nicht darum den Vorteil der eigenen Abteilung mit Hilfe der Vorgesetzten durchzusetzen, sondern die Art der Zusammenarbeit so lange zu besprechen, bis der Nutzen für beide Abteilungen in Summe am größten ist. Diese Vereinbarung ist von beiden Abteilungen verpflichtend einzuhalten. So wird das Silodenken nachhaltig aufgebrochen und diese Vereinbarung als neue Autorität anerkannt. Der bekannte Konstruktivist Heinz von Förster hat über das Weichselbaum-System gesagt: „Ich wusste gar nicht, dass der Konstruktivismus im praktischen Leben etwas so Brauchbares ist.“ Weiters fand der, ebenso namhafte Konstruktivist, Ernst von Glasersfeld die typischen Sätze von Ernst Weichselbaum wunderbar auf den Punkt gebracht. In dem Buch „Wie wir uns erfinden“ zitierte Herr Von Glasersfeld, Herrn Weichselbaum: „Vom Standpunkt des Alten ist das Neue immer falsch.“ Heute sind die Unternehmen erfolgreich, die das Netzwerkergebnis vor das eigene Einzelergebnis stellen. Dieses Netzwerk ist inklusiv. Es gehören zum Beispiel KundInnen, MitarbeiterInnen, LieferantInnen und auch unser Planet Erde dazu. Durchsetzten, als Alternative zur Vereinbarung, erzeugt immer Konflikte im Unternehmen und ebenso auf der Weltbühne.
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Wie kann man sich ein Transfomationspojekt mit dem Weichselbaum-System vorstellen?SYSTEMÜBERWINDUNG Die meisten Transformationsprojekte optimieren das Bisherige und geben durchaus professionelle Antwort auf die Frage „Geht es nicht besser?“ Der Ansatz des Weichselbaum-Systems geht einen Schritt weiter und stellt die Frage „Geht es auch anders und ist das nicht viel besser?“ Diese Fragestellung mobilisiert auch ungewöhnliche, bisher unentdeckte Potentiale eines Unternehmens. Konkret wird bei einem Transformationsprojekt auf das Analysieren und auf das Fehlersuchen im bestehenden Unternehmen bewusst verzichtet. Stattdessen bildet ein Perspektivenwechsel, von der Innensicht zur Außensicht, die Basis für das Transformationsprojekt: Unabhängig davon, ob es derzeit machbar erscheint oder nicht: „Was wünschen sich die Kunden dieser Firma?“ Die Ausrichtung auf die Kundenbedürfnisse und die Überwindung vorhandener Muster und Strukturen führen zu völlig ungewöhnlichen Lösungen, die zu außergewöhnlichen Erfolgen führen. In wirtschaftlich turbulenten Zeiten ist das Optimieren der bisherigen Systeme oft zu wenig, deshalb ist Systemüberwindung das Gebot der Stunde. Die Systemüberwindung ist auch einer der Unterschiede des Weichselbaum-Systems zum Lean-Management. Lean hat vorrangig eine Verbesserungs- oder Optimierungsstrategie. Das Weichselbaum-System hat vorrangig eine Überwindungsstrategie bei der gleichzeitig oder im nächsten Augenblick Optimierung angestrebt wird.
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In welchen Büchern kann ich mehr über das Weichselbaum-System lesen?Über 90 Leitsätze zum Weichselbaum-System beinhaltet folgendes Buch: Ernst/Weichselbaum, Niels/Pläging (2020): In jedem Unternehmen steckt ein Besseres: Zeitorientierte Betriebswirtschaft mit dem Weichselbaum-System. Vahlen. Das Weichselbaum-System wird weiters in folgender Literatur erwähnt: Bartz, Michael/Gnesda, Andreas/Schmutzer, Thomas (2017): Unternehmen der nächsten Generation: Atlas des neuen Arbeitens. Spinger. Enthält ein Kapitel von Blaha Büromöbel: „Die neue Unternehmensorganisation“ Klaus, Peter/Staberhofer, Franz/Rothböck, Markus (2007): Steuerung von Supply Chains: Strategien – Methoden – Beispiele. Gabler. Enthält einen Kapitel von Ernst Weichselbaum, gemeinsam mit Markus Rothböck: „Das Konzept Fixe Lieferzeit (LiFix)“ Hans, Jürgen/Warnecke, Hans-Jörg/Bullinger (1995): Fraktales Unternehmen: Gewinnen im Wettbewerb – Impulse und Erfahrungsaustausch. Enthält ein Kapitel von Bene und Ernst Weichselbaum: „Denken und Handeln im Rahmen der Nahtstellenorganisation.“ Thurnher, Harald (2015): Innenansichten: Österreichs TOP Best Practice Unternehmen. Folgende Firmen werden beschrieben: Blaha Büromöbel GmbH, Ernst Weichselbaum OG, Ing. Hugo Sampl GmbH und W&H Dentalwerk Bürmoos GmbH. Von Foerster, Heinz/Von Glasersfeld, Ernst (2004): Wie wir uns erfinden: Eine Autobiographie des radikalen Konstruktivismus. Carl-Auer. Ernst von Glasersfeld zitiert Ernst Weichselbaum: „Vom Standpunkt des Alten ist das Neue immer falsch.“ Womack, James P./Jones, Daniel T. (1997): Auf dem Weg zum perfekten Unternehmen: Lean Thinking. Campus. Ernst Weichselbaum wurde in der Liste „Einzelpersonen und Organisationen, die uns geholfen haben“ aufgelistet.
Das Weichselbaum-System ist eine ganzheitliche Alternative zur klassischen (tayloristischen) Betriebswirtschaft. Hier sind die häufigsten Fragen zum Weichselbaum-System beantwortet:
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